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Dies ist ein Liebesbrief!

An unsere wertvollen und geliebten Gemeinschaften von radikalen, antikolonialen, antirassistischen und antikapitalistischen Queers und unsere lieben Verbündeten. Wir haben es geschafft! IQPB ist offiziell eine Berliner Tradition.

Danke, dass ihr da wart und seid, beim IQPB und in dieser Welt. IQPB ist ein Tag, um unsere Existenz und unseren rebellischen Widerstand zu feiern, um die Arbeit zu feiern, die wir das ganze Jahr über leisten. Ein Tag für diejenigen, die hart daran arbeiten, Kämpfe zu verbinden, die Stimmen der Gemeinschaften der globalen Mehrheit zu verstärken, sich gegenseitig herauszufordern, voneinander zu lernen und zu verlernen. Ein Tag, um diejenigen zu feiern, die eine Welt aufbauen und leben, in deren Mittelpunkt die Liebe steht. Unsere Liebe zur Freiheit, unsere Liebe zur Gerechtigkeit, unsere Liebe zu uns selbst und unsere Liebe zueinander. Es ist ein Tag, um euch alle zu feiern, uns alle!

Die diesjährige IQPB wurde von einem Netz von Einzelpersonen und Gruppen organisiert: Berlin Against Pinkwashing, FACQ Berlin, Gruppe Seiba, QUARC Berlin, Bloque Latinoamericano, Berlin Migrant Strikers, Jewish Bund, Kali Feminists, und Migrantifa Berlin. Die IQPB 2022 umfasste 16 offizielle Blöcke: Disability Pride Block, Black Queer Block, Sex Workers Block, Asian Queer Pride Block, Anti-Caste Block, Sahrawi Block for Liberation, Lubunya Block, Ararat Block, Kurdish Block, Palestinian FLINTA* Block, Jewish Bund Block, Block for Refugee & Migrant Justice, Slava Block, Bloque Latinoamericano, Anarchist CSD Block, Lecsó Central European und Rroma Block. Auf der Straße haben wir gesehen, wie so viele von euch organische und selbstorganisierte Blöcke gebildet haben und die Straßen mit Sprechchören, Tänzen, Musik, kraftvollen (und witzigen) Bannern, Performances, Umarmungen und kollektiver Stärke erschüttert haben. Nach Monaten harter Arbeit, um IQPB zu verwirklichen, und trotz unserer müden Herzen und Körper hat es unsere Herzen mit Glück, unsere Seelen mit Kraft und unsere Augen mit Freudentränen gefüllt, euch auf den Straßen zu sehen, laut und stolz, rebellisch wütend und trotzig glücklich. Wir danken euch!

Eure Liebe und Unterstützung und Eure Präsenz – auf der Straße und über Grenzen hinweg – haben uns geholfen, eine Flut von Hassbotschaften, rassistischen Kommentaren, Todeswünschen gegen uns, Aufrufen zu unserer Abschiebung, homonationalistischem Rassismus, white German supremacy, erfundenen Anschuldigungen und Einschüchterungsversuchen zu überstehen. Auf den Straßen sahen wir, wie die (uneingeladene und unwillkommene) Polizei wieder einmal den Kurdischen Block ins Visier nahm und schikanierte. Wir sahen, wie sie die Menschen einschüchterten, indem sie auf beiden Seiten des accessibility vans liefen, der als Ort der Ruhe und Rast für diejenigen gedacht war, die ihn brauchen. Wir sahen, wie die üblichen Banden von selbstgefälligen Deutschen mit ihren aggressiven Blicken durch den palästinensischen Block streiften und wie Fotografen, die angeheuert wurden, um uns zu verleumden, ihre invasiven Kameras auf uns richteten. Sie wussten nicht, dass ihre kleinlichen, aber gefährlichen Versuche, uns einzuschüchtern, nur unsere Entschlossenheit und Solidarität stärken würden. Gemeinsam sind wir stärker und kraftvoller (und fabelhafter).

Jahr für Jahr, zusammen mit euch und anderen BIPoC-zentrierten und BIPoC-geführten Netzwerken und Gruppen in Berlin, fordern wir den Raum zurück, der uns in dieser Stadt gehört. Wir sind und werden keine Diversity-Gäste auf weißen Deutschen Veranstaltungen sein, sei es cis-het oder schwul/lesbisch, sei es links oder neoliberal! Wir lassen uns nicht mundtot oder zu zahmen tokens machen, während wir zuhören, wie andere unsere Identitäten, unsere Körper, unser Leben und unseren Tod sezieren. Wir zitieren unsere lieben Geschwister vom Sex Workers Block „Nichts über uns, ohne uns!“ (ein Slogan, der auch im Behindertenaktivismus häufig verwendet wird). Wir sind der Herzschlag auf den Straßen Berlins. Wir sind die Erzählung und wir sind die Geschichtenerzähler:innen. Wir sind die Stimmen, die erhobenen Fäuste, die trotzigen Gesichter, ein Körper mit tausend Gliedern und tausend Fähigkeiten und Behinderungen, stolz und liebevoll vereint in einem kollektiven Tanz des Widerstands und der Feier. Eine Demo für die Befreiung, für uns alle, für jeden von uns, und für diejenigen, die uns genommen wurden, und diejenigen, die nicht bei uns sein konnten.

Auch wenn wir nicht auf jeden Kommentar, jede Verlinkung, jede Nachricht und jede E-Mail antworten können. Wir lesen sie und teilen sie mit dem IQPB-Team. Wir sind sehr dankbar für eure Liebe und Unterstützung und dafür, dass ihr für uns und mit uns da seid.

Unserem Team, den verschiedenen Arbeitsgruppen, den Teams von IQPB Awareness und Ordner:innen am Tag der Demo, denjenigen, die die Seile gehalten haben, unseren Fahrer:innen, unserer Anwältin, den Soundsysters, den Lauti-Moderator:innen den Redner:innen, die DGS Übersetzung, Künstler:innen, denjenigen, die uns Snacks und Wasser gebracht haben, denjenigen, die Musik gemacht haben, Banner gemalt haben, respektvoll Fotos und Videos gemacht haben und die Straßen gefüllt haben. Diejenigen, die uns zujubelten, und diejenigen, die uns konstruktive Kritik gaben. Wir lieben euch! Ihr macht IQPB zu dem, was es ist.

Mit viel Liebe, in Solidarität und ständiger Rebellion. No Pasarán!

IQPB Orga-Team.

Wenn ihr helfen wollt, IQPB 2023 zu verwirklichen, tragt euch in unsere E-Mail-Liste ein, indem ihr an iqpb@riseup.net schreibt.

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Barrierefreiheit

Wir bemühen uns, diesen Protest so zugänglich wie möglich zu gestalten. Die U-Bahnhöfe Hermannplatz und Kottbusser Tor haben beide Aufzüge. Der U-Bahnhof Moritzplatz verfügt über keinen Aufzug. Aktuelle Informationen zum Angebot an den Bahnhöfen finden Sie unter den folgenden BVG-Links: Hermannplatz, Kottbusser Tor, Moritzplatz.

Bei der Demo ist ein Sanitätsteam anwesend.

Wir haben ein Begleitfahrzeug im hinteren Teil der Demo, in dem 7 Personen Platz finden, für alle, die eine Pause brauchen oder nicht die ganze Demoroute laufen können.

Reden werden in DGS gedolmetscht.

Ordner:innen und das Orga-Team haben Masken dabei. Obwohl wir das Tragen von Masken nicht vorschreiben, ermutigen wir euch, sie zu tragen, um alle in unserer community zu schützen.

Ordner:innen haben auch Ohrstöpsel dabei, die ihr benutzen könnt.

Weitere Informationen über die Covid-19-Richtlinien und den Zugang zu Wasser und Toiletten entlang der Demoroute werden bald in unseren sozialen Medien bekannt gegeben.

Wenn ihr spezielle Bedürfnisse oder Fragen zur Barrierefreiheit habt, schickt uns bitte eine E-Mail an iqpb@riseup.net und wir werden unser Bestes tun, um euch entgegenzukommen.

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Corona-Leitlinien

Covid-19 ist ein Thema der sozialen Gerechtigkeit, das vor allem queere Menschen betrifft, insbesondere aus Communities of Color, migrantisierten communities, Arbeiter:innen, Communities, die gegen Kolonialismus und Krieg kämpfen, ältere Menschen und Menschen mit bereits bestehenden gesundheitlichen Problemen und anderen Verletzlichkeiten.

An unserem Pride March nehmen viele Menschen teil, die unter diesen Verletzlichkeiten leiden. Wir werden also in Solidarität und Fürsorge füreinander protestieren. Mit der Teilnahme an unserem Pride March erklärt ihr euch bereit, euch am selben Tag auf Covid-19 testen zu lassen, und wenn ihr euch krank fühlt oder Covid-, Mpx- oder andere Symptome haben nicht an der Demo teilzunehmen.

Das Tragen von Masken ist nicht verpflichtend, ist aber erwünscht. Ordner*innen und das Organisationsteam werden auch einige zusätzliche Masken mitführen: bitte fragt sie danach, wenn ihr sie braucht. Wir bitten euch, Masken zu tragen, um behinderte Queers und die Verletzlichsten in unserer Gemeinschaft zu schützen.

Solidarität und gegenseitige Fürsorge sind unsere größte Stärke. Lasst uns gegenseitig auf uns aufpassen!

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Suche nach Freiwilligen

Willst du uns dabei helfen, Pride zurückzufordern und die radikalen queeren, antikolonialen und antirassistischen Communities Berlins zusammenzubringen? Schließ dich uns an! Wir suchen Menschen, für unsere Awareness-Teams für die Internationalist Queer Pride for Liberation!

Wir ermutigen insbesondere BIPoC und 2SLGBTQIA+ Menschen. Verbündete, einschließlich weißer und cisheterosexueller Menschen, die unsere Politik teilen, sind ebenfalls sehr willkommen, uns zu unterstützen. Keine Vorkenntnisse erforderlich!

Interessiert?

Kontaktiere uns über Instagram, Twitter oder iqpb@riseup.net!

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Fahnen und Uniformen

Wir laden Flaggen und Symbole ein, die antirassistische, indigene, antikoloniale, queer*trans*feministische, anti-ableistische und/oder Arbeiter:innenkämpfe und Widerstand repräsentieren. Militär- und Polizeiuniformen sind nicht erwünscht.

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Fotos auf der Demo

Bitte respektiert die Privatsphäre aller Teilnehmer:innen an der Demo. Macht nur Fotos von der Rückseite von Menschen und nehmt keine Gesichter oder andere identifizierbare Merkmale von Personen auf.

Wenn ihr das Gesicht einer Person oder ein anderes Erkennungsmerkmal fotografieren möchtet,
fragt Sie vorher! Macht das Foto nur, wenn ihr die ausdrückliche Zustimmung der Person habt.

Die Mitglieder des offiziellen Pride-Medienteams werden Westen tragen, die zeigen, dass sie Teil des Demo-Teams sind. Sagt Ihnen Bescheid, wenn ihr nicht gefilmt oder fotografiert werden möchtet.

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Awareness Statement

Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass unser Pride March ein sicherer Ort für unsere community ist. In diesem Sinne sind Menschen mit ausgrenzenden, rassistischen, sexistischen, transphoben, homophoben, ableistischen, nationalen oder rechtsgerichteten Ansichten, Plakaten oder Aussagen nicht willkommen.

Transphobie und jede Art von Anti-Trans-Feindlichkeit hat keinen Platz in der Queer Liberation oder im Feminismus. Trans Exclusionary Radical “Feminists” sind bei unserer Pride nicht willkommen.

Es gibt keine Befreiung für uns alle ohne die Befreiung der Palästinenser:innen. Die sogenannten Antideutschen sind bei dieser Veranstaltung nicht willkommen.

Wir stehen für die Entkriminalisierung von Sexarbeit und wenden uns gegen eine Politik, die die Sicherheit und die Rechte von SexarbeiterInnen stigmatisiert und gefährdet. Gruppen, die gegen die Rechte von Sexarbeiter:onnen sind, sind auf dem Marsch nicht willkommen.

Die Internationalist Queer Pride wird ein engagiertes und deutlich sichtbares „Awareness-Team“ haben, um die Sicherheit der Teilnehmer:innen so gut wie möglich zu gewährleisten. Wir sind nicht in der Lage, die Sicherheit der Teilnehmer:innen zu garantieren, aber wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass sich unsere community an diesem Tag des Pride und des Protests sicher, geschützt und gestärkt fühlt.

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Politisches Manifest

Unsere Internationalistische Queer Pride for Liberation ist kein Rave! Sie ist ein Kampf!

Wir sind ein Netzwerk von queeren und trans* Gruppen und Individuen, die durch dasselbe Ziel verbunden sind: eine transformierte Welt, in der wir alle frei von jeglicher systematischer Unterdrückung und Diskriminierung leben; in der unsere Sexualitäten frei gelebt und erkundet werden können; in der unsere Identitäten selbstbestimmt sind; in der unsere Körper – und alle Körper – frei sind: Frei zu sein, sich frei zu entscheiden, sich frei zu bewegen; in der wir uns umeinander kümmern; in der es keine Grenzen, keine Waffen, keine Bullen gibt; in der sich alles um unser Wohlergehen und um das Wohlergehen von Tieren und der Umwelt organisiert. Wir alle tragen durch unsere täglichen Kämpfe zur Vision dieser revolutionären Welt bei.

Getragen von dieser Vision kommen wir zusammen, um die Internationalistische Queer Pride for Liberation zu organisieren, einen revolutionären, queer/trans-geführten Protest, bei dem wir unsere Körper, unsere Stimmen und unsere Kämpfe auf die Straße tragen, um gemeinsam solidarisch zu kämpfen, uns kollektiv zu empowern und für unsere Rechte zu streiten.

Queere Befreiung kann nur durch eine revolutionäre Politik erreicht werden: durch rebellische Existenzen, die die Gewalt von Geschlechterbinarität, normative Körper- und Sexualpolitiken, koloniale Unterdrückung, die Kriminalisierung von Sexarbeiter*innen und die ständige ökologische Krise herausfordert; eine Politik, die von antikolonialen und antikapitalistischen Perspektiven ausgeht.

Unsere Queerness wendet sich gegen die Konzentration von Macht und Reichtum in den Händen einiger weniger, die weiterhin von jahrhundertelanger Ausbeutung, Genoziden, Kriegen und allen Formen des Kolonialismus profitieren. Durch unsere Queerness erfinden wir Alternativen und neue Definitionen, um gemeinsam zu leben, zu lieben und uns zu organisieren. Im Angesicht von Krieg und Faschismus sind wir fest entschlossen kollektiv zu widerstehen und miteinander zu wachsen, vereint in revolutionärer Liebe und Solidarität. Wir stehen zusammen, um zu sagen: „Keine*r von uns ist frei, bis wir alle frei sind!“

Queere Befreiung ist internationalistisch     

Wir sind uns bewusst, dass die Tatsache, dass wir uns im Zentrum der imperialistischen Macht befinden, mit der Verantwortung einhergeht, Veränderungen und Wandel sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene zu bewirken und aktuelle Widerstandskämpfe zu unterstützen.

Wir müssen Gerechtigkeit und Reparationen für die Schäden fordern, die Europa – und heute die EU – den Ländern der globalen Mehrheit zugefügt haben.

Wir müssen gegen die Strukturen hier in Deutschland kämpfen, die von der Ausbeutung oder der Manipulation anderer Länder profitieren.

Wir müssen solidarisch sein mit indigenen Gemeinschaften auf der ganzen Welt, die Reparationen und ihre Selbstbestimmung fordern.

Wir müssen unsere Unterstützung für die Kämpfe derjenigen bekräftigen, die die Auswirkungen der anhaltenden europäischen Kolonialherrschaft zu spüren bekommen.

Wir sind und bleiben solidarisch mit den Kämpfen für Befreiung, Freiheit und Gerechtigkeit in der ganzen Welt. Abya Yala, Turtle Island, Iran, Peru, Westsahara, Palästina, Kurdistan, Darfur, die Syrische Revolution, Aotearoa, Tamil Eelam, Kaschmir, West Papua, die Aboriginal Peoples of Australia, die Amazigh, die Mapuche, die Uigur*innen und alle Menschen, die sich gegen anhaltende koloniale Gewalt wehren. Wir wenden uns entschieden gegen die ständigen Versuche, die anhaltenden Kolonialverbrechen durch Pink- und Whitewashing zu beschönigen, und wehren uns gegen die Unterdrückung unserer Stimmen in Deutschland.

Während wir den grausamen Krieg gegen die Ukraine verurteilen und in voller Solidarität mit den Menschen in der Ukraine stehen, ist es uns wichtig, die Heuchelei und die Doppelmoral in der scheinbaren Solidarität westlicher Länder anzuprangern. Nicht nur in Bezug auf andere Kriege und Ungerechtigkeiten, sondern auch in Bezug auf die rassistische Diskriminierung von BIPoC und von flüchtenden Menschen aus Drittländern, die dem Krieg in der Ukraine zu entkommen versuchen. Dies ist eine weitere Episode in der andauernden Gewalt gegen BIPoC-Communities, die wir täglich erleben: von den afghanischen Geflüchteten an der belarussisch-polnischen Grenze bis zu den Menschen, die im Mittelmeer ertrinken oder von den libyschen Söldner*innen und der von der EU finanzierten Frontex in den Tod getrieben werden.

Queer- und Trans*feminismus stehen im Zentrum unseres Befreiungskampfes

Wir prangern das Patriarchat, Hetero-Cis-Endo-Normativität und deren Verwobenheit mit anderen unterdrückerischen Systemen in all ihren Erscheinungsformen an: Homo-/Trans*feindlichkeit, pinker Kapitalismus, Trans*/Misogynoir und Femo-/Homonationalismus.

Wir sehen das Patriarchat und Cis-Hetero-Endo-Normativität als treibende Kräfte des Kolonialismus und des Kapitalismus, und deshalb ist es wichtig, diese Systeme in all ihren Verwobenheiten zu erkennen und zu bekämpfen.

Trans*exkludierende Positionen und rechte Gruppierungen weltweit schüren zunehmend antifeministischen, homo-, inter- und trans*feindlichen Hass. Wir bekräftigen unseren Widerstand gegen diese Strömungen.

Vor allem trans* Femmes und trans* Frauen sind oft das Ziel von Ausgrenzung, Gewalt und Femiziden, da sie selbst in Räumen, die angeblich „sicherer“ sind, verunglimpft und marginalisiert werden. Trans*misogynie ist tödlich, und jedes Jahr müssen wir wieder trans* Schwestern betrauern, die von einem trans*misogynen, klassistischen und rassistischen System getötet werden, wie Ella Bayan erst kürzlich hier in Berlin. Wir fordern eine respektvolle Behandlung durch alle Institutionen und ein bedingungsloses Recht auf Selbstbestimmung für alle trans* Menschen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, ihrem Geschlechtsaudruck oder ihrem sozialen Hintergrund.

Wir fordern den sofortigen Schutz von inter* Personen vor allen nicht-einwilligungsfähigen, nicht medizinisch notwendigen Operationen mit dem Ziel, ihre Körper auf gewaltvolle Weise in die Zweigeschlechternorm zu zwängen. Wir fordern ein Recht auf körperlich-geschlechtliche Selbstbestimmung. Inter* Körper müssen nicht „in Ordnung gebracht“ werden. Wir sehen das Trauma, das inter* Menschen durch diese Operationen, sowie durch die Verletzung ihrer körperlichen Autonomie und ihres Rechts auf Selbstbestimmung erfahren haben. Wir fordern deshalb Wiedergutmachungen für Überlebende dieser nicht einvernehmlichen Eingriffe. Inter* Menschen müssen zudem uneingeschränkten Zugang zu korrekten Ausweispapieren erhalten, ihr Recht auf Elternschaft und Adoption einlösen können, Zugang zu unvoreingenommener Gesundheitsversorgung erhalten, sowie Zugang zu Bildung und Arbeit ohne Angst vor Belästigung und Diskriminierung haben.

Wir sind solidarisch mit allen Sexarbeiter*innen, von denen viele trans*, queer, migrantisiert, Alleinversorger*innen und/oder BIPoC sind oder be_hindert werden, in ihrem Kampf gegen Stigmatisierung und gegen Gesetze, die ihre Arbeit unsicher machen und sie in die Illegalität zwingen. Wir fordern die Entkriminalisierung von Sexarbeit und die Entkriminalisierung von Migration, denn dies sind die einzigen Modelle, die Sexarbeiter*innen tatsächlich schützen und stärken. There are no bad whores, only bad laws!

Darüber hinaus verurteilen wir die Instrumentalisierung von queeren Rechten und Identitäten, um Pinkwashing zu betreiben und nationale/koloniale Projekte zu legitimieren. Wir wollen keine Ehe für Alle, wir wollen die Abschaffung des weißen, kapitalistischen Heteropatriarchats und all seiner Institutionen!

Die deutsche Regierung und die Europäische Union benutzen unsere Rechte für ihre politische und wirtschaftliche Agenda. Sie prangern Gewalt gegen unsere Communities – die sie in vielen anderen Kontexten durch die politische Rückendeckung von homo/trans*feindlichen und antifeministischen Regimen unterstützen und ermöglichen – nur an, wenn es ihren Interessen dient. Unsere Rechte und unser Leben sind kein Spielball der deutschen Außenpolitik, und wir fordern, dass Deutschland und die EU aufhören, Regime zu unterstützen, die unsere Existenz bedrohen.

Klimagerechtigkeit ist queere Gerechtigkeit

Unsere Umwelt wurde genauso ausgebeutet und unterdrückt wie unsere Körper, unsere Existenzen und unser Begehren. Klimagerechtigkeit kann nur mit der Erkenntnis beginnen, dass der Klimanotstand, in dem wir uns befinden, die Folge von 500+ Jahren Kolonialismus und extraktivistischer Politik in den Ländern der globalen Mehrheit ist.

Die Klimakrise und der Kolonialismus sind eng miteinander verflochtene sozio-ökologische Probleme: Sie manifestieren sich in Genoziden und der Zwangsvertreibung lokaler Gemeinschaften, der Plünderung natürlicher Ressourcen, der Auslöschung lokalen Wissens, der Zerstörung von Ökosystemen, der Ausbeutung von Menschen durch Niedriglohnarbeit, der Ausbeutung anderer Lebewesen und der Verschmutzung von Land, Luft und Wasser.

Deshalb müssen wir die westlichen bourgeoisen Narrative überwinden, die eine 1,5-Grad-Politik und das Greenwashing von individueller Verantwortung als Lösung der Krise darstellt. Zudem verurteilen wir staatliche Gewalt gegen Klimaaktivist*innen, wie wir sie zuletzt zb in Lützerath gesehen haben, aufs schärfste. Klimagerechtigkeit kann nur durch eine sozio-ökologische Transformation erreicht werden, die in antikolonialen und antikapitalistischen Ansätzen verwurzelt ist.

Gesundheit, Bildung, Selbstbestimmung, gleiche Rechtsstellung und Wohnen sind Grundrechte

Rassifizierte, gender-nonconforming und prekarisierte Menschen sind diejenigen, die in diesem kapitalistischen System mit der Losung Profite über Menschen am meisten ums Überleben kämpfen. Sei es im Gesundheitssystem, im Wohnungswesen, oder im Kontext von gleichem Zugang zu Rechten.

Wir kämpfen für ein kostenloses, unvoreingenommenes Gesundheitssystem für alle, weil das derzeitige System zur Prekarisierung und Marginalisierung von queeren, inter* und trans* Menschen beiträgt. Sie erleben Gewalt und Diskriminierung, und der Zugang zu den benötigten Gesundheitsdiensten wird massiv erschwert, einschließlich einer Therapie um die Auswirkungen der hetero-cis-endo-patriarchalen Gewalt, der wir täglich ausgesetzt sind, zu verarbeiten. Wir brauchen ein kostenloses, vorurteilsloses Gesundheitssystem für ausnahmslos alle Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer Körper, weil es ein grundlegendes Menschenrecht ist.

Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und die von DW Enteignen angestoßene Rekommunalisierung von 240.000 Wohnungen in Berlin, denn Wohnen ist ein Grundrecht, und die Stadt und das Land haben die Ressourcen, den Platz und die Kapazitäten, dies zu verwirklichen. Die Stadt hat sich laut und deutlich geäußert, aber die Landespolitik, die mit der Immobilienmafia unter einer Decke steckt, setzt demokratische Regeln für ihre eigenen Ziele außer Kraft.

Das bedeutet auch, dass wir Bildung für alle brauchen. Diese Bildung muss alle Geschlechtsidentitäten gleichermaßen respektieren und die Erkundung und Entwicklung unserer Identitäten und Sexualitäten fördern.

Grenzen töten – genauso wie die sog. Ausländerbehörde und die migrationsfeindliche Politik von Nationalstaaten. Kein Mensch ist illegal, und alle Menschen haben das gleiche Recht, in Würde zu leben. Wir werden weiter dafür kämpfen, Grenzregime abzuschaffen, Frontex und andere Grenzsöldner*innen zur Rechenschaft zu ziehen und eine Migrationspolitik zu etablieren, die das Leben und Wohlergehen der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wir werden weiterhin für die Erleichterung des Zugangs zu legalem und dauerhaftem Aufenthalt in Deutschland und in der EU kämpfen, für alle, die ihr Recht auf Freizügigkeit und Aufenthalt in Anspruch nehmen wollen, und für diejenigen, die auf der Suche nach Überleben und Sicherheit willkürlich gezogenen Grenzen überschreiten müssen.

Die Selbstbestimmung über unsere Körper und unsere Identitäten ist eine der obersten Prioritäten in unserem Kampf. Dies beinhaltet die Abschaffung aller Formen der Kriminalisierung und Stigmatisierung von Abtreibungen; freien und garantierten Zugang zu operativen oder hormonellen Angleichungen, die Menschen an ihrem Körper vornehmen möchten, um ihrem selbst empfundenen Geschlecht zu entsprechen – ohne jede Art von Einschränkungen und Pathologisierung; ein vollständiges Verbot aller traumatisierenden Operationen an inter* Körpern, die in den meisten Fällen ohne Zustimmung sehr früh im Leben durchgeführt werden; ein restauratives Modell der Gesundheitsversorgung für inter* Menschen, das die Entscheidung jedes Individuums in Bezug auf die eigene Geschlechtsidentität respektiert, das Informationen zu reproduktiven Optionen zur Verfügung stellt, das hormonelle Unterstützung anbietet, die inter* Menschen ein selbstbestimmtes Leben hinsichtlich ihrer Körper und ihrer Geschlechtsidentität ermöglicht.

Unser queerer Befreiungskampf ist tief verwurzelt in Antimilitarismus, Anti-Polizeiaktivismus und Antikriegsaktivismus!

Wir verurteilen entschieden jeden Krieg, jede imperialistische Invasion und jede neokoloniale Intervention. In diesem Kontext ist es wichtig, auch die deutsche und EU/US-Waffenindustrie sowie deren politische und finanzielle Unterstützung durch Steuergelder anzuprangern. Die von Deutschland exportierten Waffen, Militär- und Überwachungstechnologien werden von repressiven Regierungen und Diktaturen eingesetzt und schüren Bürgerkriege in Westasien, in Afrika und Mittel-/Südamerika.  

Wir sind solidarisch mit politischen Gefangenen auf der ganzen Welt, mit all jenen, die unter Hausarrest standen oder stehen, und mit jenen, die wegen ihrer politischen Überzeugungen inhaftiert sind und gefoltert werden. Unsere Solidarität gilt insbesondere denjenigen, deren Queer-Sein eine wesentliche Rolle bei ihrer Verfolgung und Verurteilung gespielt hat. 

Als queere und trans* Menschen sind wir mit den gefährlichen Auswirkungen von Kontrolle und Polizei vertraut, da wir selbst Ziel polizeilicher Gewalt und der sozialen, medizinischen und wirtschaftlichen Überwachung unserer Körper, Identitäten und Ausdrucksformen sind. Wir wollen eine queere Welt ohne Kontrollen erschaffen, ohne bewaffnete Bullen in Uniform oder ohne soziale Kontrolle und Strafmaßnahmen, die wir als Migrant*innen und rassifizierte Menschen täglich in Deutschland erleben, auch in der sogenannten linken Szene. 

Wir brauchen eine Welt, in der unsere Liebe zur Freiheit, zur Gerechtigkeit, zu uns selbst und zueinander die treibende Kraft ist. Eine Welt, in der wir uns aus einer Position der kollektiven Wertschätzung heraus gegenseitig aufmerksam machen und sowohl aus unseren Fehlern als auch voneinander lernen. 

Keine*r von uns ist frei, solange wir nicht alle frei sind!

        

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Internationalistische Queer Pride 2022

Colorful poster with pink background and illustrations of a group of about 30 people including some with hearing and mobility aids, different body shapes, skin colors, outfits and poses. Text reads "Internationalistische Queer Pride", "23.07.22 17:00" and "Hermannplatz". The illustrated people are together wearing a big banner reading "None of us will be free until all of us will be free" and showing many signs and symbols for different liberation struggles.

Eine Einladung für Gruppen und Einzelpersonen!

Wir laden euch ein, gemeinsam mit uns die zweite jährliche Internationalistische Queer Pride zu organisieren, die für den 23. Juli 2022 geplant ist – ein revolutionärer, queer-geführter Protest, der unsere Stimmen zurückfordert und unsere Präsenz in Berlin wiederherstellt.

Wir sind ein Netzwerk aus queeren Gruppen, queeren Individuen und den queeren Vertreter:innen radikaler politischer Kollektive Berlins, die alle zusammenkommen, um unsere Existenz zu feiern und unseren anhaltenden Widerstand zu demonstrieren.

Wir haben unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven und uns verbindet der gemeinsame Kampf für eine revolutionäre Welt, in der wir alle frei von systemischer Unterdrückung und Diskriminierung leben können: eine Welt, in der wir unsere Sexualität frei ausdrücken und erfahren können; in der unsere Identitäten selbstbestimmt sind und weder auf neoliberalen Märkten gehandelt noch für homonationalistische Politiken ausgenutzt werden. Wir kommen zusammen, um für eine Welt zu kämpfen, in der unsere Körper – und alle Körper – frei sind frei zu sein, frei Entscheidungen zu treffen und sich frei zu bewegen. Eine Welt, in der es keine nationalen Grenzen, keine Waffen, keine Polizei und keine Kriege gibt. Wir streben eine Welt an, in der der Zugang zu Ressourcen kein Privileg, sondern ein Grundrecht für alle ist. Eine Welt, in der unsere Gesellschaften aufhören, auf Kosten anderer Lebewesen und des Planeten zu leben.

Queere Befreiung kann nur durch den Abbau der systemischen Unterdrückung erreicht werden, auf der unsere Gesellschaften aufgebaut sind. Wir leben Queerness als Wurzel unserer revolutionären Politik: eine rebellische Existenz, die die Gewalt des Geschlechterbinärs, normative Körper- und Sexualpolitiken, allgegenwärtiger Ableismus, koloniale und imperiale Hegemonien, die Kriminalisierung von Sexarbeiter:innen, die ständigen Angriffe auf das Leben von Migrant:innen, Ausbeutung und Prekarität, Sexismus, Transmisogynie und trans/misogynoir, sowie systemeigenen und strukturellen Rassismus herausfordert. In unserer radikalen Queerness wenden wir uns gegen die Konzentration von Macht und Reichtum in den Händen einiger weniger, die weiterhin von jahrhundertelanger Ausbeutung, Völkermorden, gestohlenem Land, geplünderten Ressourcen, Kriegen und Kolonialismus profitieren. Durch unsere Queerness stellen wir uns alternative Formen des Seins, des Lebens, der Versammlung und der Organisierung vor und definieren sie neu. Angesichts von Krieg, Pestilenz und Faschismus sind wir fest entschlossen zu überleben und zu gedeihen, vereint in revolutionärer Liebe und Solidarität. Wir stehen trotzig und stehen zusammen! „Keine:r von uns ist frei, bis wir alle frei sind!“

Macht mit bei der Organisation dieses Protesttages, um unsere untrennbar miteinander verbundenen Kämpfe zu feiern und zu bekräftigen: ein Tag, an dem wir zusammenkommen, um die Straßen zurückzuerobern, um das Trommeln tausender Herzschläge zu versammeln und das Fundament dieses Systems in Angst und Schrecken zu versetzen.

Bitte beachtet, dass *nur* Queers eingeladen sind, an den Organisationstreffen teilzunehmen: queere Einzelpersonen, queere Kollektive und queere Vertreter:innen von Aktivist:innengruppen und Kollektiven. Verbündete werden erwartet und ermutigt, Unterstützung zu leisten, solange sie verstehen und respektieren, dass dies ein von Queers geführter Protest ist, von und für Queers.

Schließt euch uns an!

Könnt ihr uns auf Instagram (@iqpberlin) oder per E-Mail an iqpb(at)riseup.net schreiben.

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Pressemitteilungen

10.000 Demonstrant*innen gehen für den intersektionalen queeren Befreiungskampf auf die Straße bei Berlins erster internationalistischen Pride

Am Samstag gingen über 10.000 Menschen für Berlins erste internationalistische, antirassistische, antikoloniale und antikapitalistische Pride Parade auf die Straße. Die Demo, die am selben Tag wie der Christopher Street Day Parade stattfand, war die vielfältigste queere Pride-Demonstration aller Zeiten in Berlin und brachte verschiedene queere Communities unter dem Banner “Keine*r von uns ist frei, bis wir alle frei sind” zusammen. Mehr als 450 Zuschauer*innen verfolgten die Demonstration per Livestream.

Berlins queere Bewegung hat damit einen Meilenstein erreicht. Im Jahr 2019 riefen die Veranstalter*innen einer sogenannten “radikalen” Pride Demo die Polizei, um pro-palästinensische Queers aus der Demo entfernen zu lassen. In 2021 hallten dieselben Straßen Kreuzbergs von Tausenden von Demonstrierenden wider, die “Free, Free Palestine”, “Hoch die Internationale Solidarität” und “Aqui, está, la resistencia trans!” skandierten.

Organisiert von einer Koalition aus den Gruppen QuARC, Bloque Latinoamericano, Migrantifa Berlin, Jüdischer Bund, Palestine Speaks, Constellation of Liberation, Berlin Migrant Strikers, BDS Berlin und Berlin Against Pinkwashing, schuf die Demonstration einen Raum für alle Menschen in Berlin, die sich weder durch den kommerziellen CSD noch durch die weiß-zentrierten aktivistischen Netzwerke vertreten fühlen.

Die Demonstrierenden trugen riesige Fäuste, Pappmaché-Rosen und Schilder mit der Aufschrift “Sisters and brothers of Poland and Hungary you are not alone”, “Jewish Queers for a Free Palestine” und “Free Egypt’s Tiktok Women!”

Die Demo bestand aus vielen selbstorganisierten Blöcken, darunter Queers mit Be_hinderung, ein Anti-Bolsonaro-Block, queere Palästinenser*innen, der Jüdische Bund, kurdische Queers, Queers der syrischen Revolution und ein Abya Yala – Sudaka – Latino-Block. Eindrucksvolle Reden wurden von Migrantifa, queeren palästinensischen Aktivist*innen, dem Jüdischen Bund, Mad und Disability Pride, DW Enteignen, Bloque Latino Americano und den queeren polnischen Aktivist*innen von Constellation of Liberation gehalten.

“Allen Geflüchteten wird das Recht verweigert, selbst zu entscheiden, wo sie leben wollen, aber bei LGBTQI* Geflüchteten, die im Alltag vielen Gefahren und Diskriminierung ausgesetzt sind, ist es noch schlimmer. Wir fordern das Recht auf eine sicheren Wohnort, nicht isoliert von LGBTQI* Communities und der breiteren Gesellschaft! Wir fordern das Recht, selber zu wählen, wo wir leben wollen. Wir fordern, dass Deutschland, wie 1884 bei der Aufteilung des afrikanischen Kontinents, auch jetzt die Verantwortung übernimmt und eine formelle Entschuldigung an die vom Kolonialismus betroffenen Länder ausspricht, gefolgt von der Rückgabe von Raubkunst und Artefakten dorthin, wo sie hingehören: in die Länder, aus denen sie kommen. Reparationen stehen nicht mehr zur Diskussion; sie sind längst überfällig. Und wir sollten die Bedingungen diktieren. Wir fordern einen erweiterten Lehrplan in den Schulen, in dem umfassend über die koloniale Vergangenheit Deutschlands und über Rassismus gelehrt wird, sowie eine vielfältigere Bildung, die auch geschlechtliche und sexuelle Vielfalt umfasst.” – M.A., Aktivistin.

“Der israelische Staat spioniert uns aus und benutzt unsere sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität, um uns zu erpressen und zu bedrohen, in dem Versuch, die Homofeindlichkeit der Gesellschaft gegen uns zu verwenden. Gleichzeitig stellt er sich als großer Verteidiger der Rechte von queeren Menschen dar. Aber es gibt keinen Pride (Stolz) in der Besatzung. Es gibt keinen Pride und keine Sicherheit unter andauernder Kolonialisierung, keinen Stolz auf die Apartheid. Wir weigern uns, als Werkzeug für die israelische Besatzung benutzt zu werden, um ihr Image in der Welt aufzupolieren. Unsere Freiheit als Queers ist untrennbar mit unserer Freiheit als Palästinenser*innen verbunden.” – ein*e queere*r palästinensische*r Aktivist*in.

“Alle und jeder Kampf gegen Faschismus, Imperialismus und Fundamentalismus, gegen den Kapitalismus, sind Teil unseres gleichen internationalistischen Kampfes um Befreiung. Das ist der Grund, warum wir heute hier sind. Um einen der wichtigsten Slogans der polnischen Proteste zu verwenden – ihr werdet niemals alleine gehen!” – ein*e Aktivist*in von Constellation of Liberation.

“Genauso wie queere Kämpfe werden Juden*Jüdinnen und Antisemitismus oft instrumentalisiert, um Rassismus gegen Palästinenser*innen, gegen muslimische Menschen und Araber*innen zu rechtfertigen. Wir verweigern uns dieser Rolle! Queere Räume müssen gegen Gentrifizierung verteidigt und von Nationalismus, Zionismus und allen Formen weißer Vorherrschaft befreit werden.”- ein*e Aktivist*in vom Jüdischen Bund.

Während der Demonstration begannen einige rechtsgerichtete “Journalist*innen”, Nahaufnahmen von Teilnehmer*innen zu machen. Als die Organisator*innen die Fotograf*innen aufforderten, die Privatsphäre der Demonstrierenden zu respektieren, behaupteten die Journalist*innen, sie hätten Angriffe auf ihre Pressefreiheit erlitten. Die Aufforderung an Journalist*innen, Porträtfotos ohne Zustimmung zu unterlassen, stellt keinen Eingriff in die Pressefreiheit dar. Trotz dieser Schikanen und der Polizeigewalt während der Demonstration wurde der Pride-Zug bis zum Ende der geplanten Route fortgesetzt. Zwei Personen wurden während des Marsches verhaftet, beide wurden innerhalb einer Stunde wieder freigelassen und werden von den Organisator*innen der Demonstration unterstützt.

Die Organisator*innen der Demo stehen fest zu ihren Überzeugungen, zu ihrem Engagement für den Kampf für ein freies Palästina und in Solidarität mit allen unterdrückten Menschen auf dieser Welt. Als eine breite und vielfältige Gruppe mit Mitgliedern und Unterstützer*innen verschiedenster Backgrounds und Identitäten ist die Politik von QuARC sowohl radikal als auch soft, geleitet von revolutionärer Liebe und verwurzelt in Prinzipien wie Gerechtigkeit, Gleichheit, Fürsorge und Befreiung.

Die internationalistische Pride zeigte, dass unsere Kämpfe zwar unterschiedlich sein mögen, wir aber viele sind und gemeinsam eine große Macht gegen den Status quo darstellen. Mit den Worten von Marsha P. Johnson, einer der Mütter der trans* und queeren Befreiungsbewegung, gibt es “keine Pride für einige von uns, ohne Befreiung für alle von uns”.


ANTIRASSISTISCHE, ANTIKOLONIALE, ANTIKAPITALISTISCHE QUEER PRIDE FOR LIBERATION – 24.07.2021

Dieses Jahr haben den Gruppen QuARC, Bloque Latinoamericano, Migrantifa Berlin, Jüdischer Bund, Palestine Speaks, Constellation of Liberation, Berlin Migrant Strikers, BDS Berlin und Berlin Against Pinkwashing und viele weitere Unterstützer*innen und Organisationen etwas Historisches organisiert: die vielfältigste und repräsentativste Queer Pride Demonstration, die jemals in Berlin stattgefunden hat.

Der Internationalist Queer Pride for Liberation am Samstag, den 24. Juli, bringt Berlins radikale queere, antikoloniale und antirassistische Communities unter dem Banner “Keiner von uns ist frei, bis wir alle frei sind” zusammen.

Am selben Tag wie die offizielle CSD-Parade im Zentrum Berlins wird der Internationalist Pride durch Neukölln und Kreuzberg laufen, und Redebeiträge an wichtigen Orten halten, und dabei eine breite Menge an queeren Lebensrealitäten ansprechen als die Mainstream-Veranstaltung, die geprägt ist von Pinkwashing verschiedenster Unternehmen und Regierungen. Von Racial Profiling und Gentrifizierung bis hin zu Polizeigewalt und weißer Vorherrschaft – dies sind Beispiele für die Kämpfe, die für uns den wahren Geist der Pride darstellen.

Für diejenigen, die nicht persönlich an der Demo teilnehmen können, findet zeitgleich ein Livestream über twitch.tv/QuARC_Berlin statt, der Reden, Performances, Interviews und Solidaritätsbekundungen aus aller Welt zeigt.

Unsere Befreiung wird intersektional sein. Wir stehen zusammen: Schwarze Menschen, People of Colour, Rom:nja und Sinti:zze, Jüdinnen:Juden, Migrant:innen, Muslim:innen, Sexarbeiter:innen, Menschen ohne Wohnung, Menschen mit Be_hinderung, prekär Beschäftigte, trans* Menschen, Geflüchtete und Asylsuchende, inter* Menschen und Indigene Völker überall. Von Lateinamerika über die Philippinen, nach Palästina und Tigray. Von der Westsahara nach Kurdistan und nach Kaschmir. Von den Fabriken zu den Bauernhöfen. Von der Stadt bis aufs Land, für Klimagerechtigkeit und Tierbefreiung. Wir setzen uns mit ganzem Herzen dafür ein, die Strukturen des weißen suprematistischen, kapitalistischen Patriarchats herauszufordern.Wir werden nicht zulassen, dass Konzerne unsere Identitäten zur Ware machen und auf unserem Rücken Profit machen, während sie gleichzeitig für soziale Ungerechtigkeiten und Ausbeutung verantwortlich sind.

Die Demo setzt sich aus vielen selbstorganisierten Blöcken zusammen, darunter ein Disability Pride Block, ein Anti-Bolsonaro-Block, ein queerer palästinensischer Block, ein Block des Jüdischen Bundes, kurdische Queers, Queers der syrischen Revolution, ein Abya Yala – Sudaka – Latino-Block und viele mehr. Die Demonstrant:innen werden Schilder tragen mit den Aufschriften: “LAND BACK”, “Jin, Jiyan, Azadi”, “Palestine is a queer issue” und “sex work is work”, während die Demonstrant:innen riesige Pappmaché-Rosen und Fäuste durch die Straßen tragen. Der Protest wird laut sein, mit Sprechchören wie “Palästina, Kurdistan! Intifada, serhildan!” und “Hoch die Internationale Solidarität”.

Beginnend am Hermannplatz um 17:00 Uhr werden sich die Demonstrant:innen versammeln und Reden von Migrantifa, einer queeren palästinensischen Aktivistin und einer trans* Sexarbeiterin hören. Von dort zieht die Demo zum Kottbusser Tor, wo queere Aktivist:innen der DW Enteignen-Kampagne gegen Gentrifizierung sprechen, gefolgt von Solidaritätsbekundungen des Jüdischen Bundes und der Mad and Disability Pride. Danach geht es zur Audre-Lorde-Straße, wo die Aktivistin M.A. spricht und Solidaritätsbekundungen der Organisationen Bloque Latino Americano und der queeren polnischen Aktivist:innen von Constellation of Liberation folgen. Von dort wird die Demo zum Oranienplatz ziehen, wo es eine Abschlussrede von Aktivist:innen der Bewegung der Oranienplatz-Besetzung von 2012 mit Bezug zu migrantischen und Kämpfe von Geflüchteten in der Stadt geben wird. Die gesamte Veranstaltung wird mit einem Programm aus Performances und Musik bis 22:00 Uhr zu einem tosenden Finale kommen.

Mitveranstaltende Organisationen:

QuARC

Queers Against Racism and Colonialism entstand und organisiert sich weiterhin aus dem Bedürfnis nach einer repräsentativeren, internationalistischen Politik unter der 2SLGBTQIA+ Linken in Berlin. Eine Politik, die ein Verständnis dafür lebt, wie sich Strukturen von Rassismus, Kolonialismus, Patriarchat und Kapitalismus überschneiden, und warum Solidarität mit antikolonialen Kämpfen auf der ganzen Welt eine entscheidende Grundlage für jeden queeren Aktivismus ist.

Bloque Latinoamericano Berlin
Netzwerk von lateinamerikanischen sozialen und politischen Organisationen in Berlin. Links, Feministisch und Internationalistisch.

Migrantifa Berlin
Von Migrant:innen, für Migrant:innen. Yallah!

Jüdischer Bund
Jüdischer Antifaschistischer Bund, die für soziale Gerechtigkeit, Arbeitsrechte und Doikayt im 21.

Palästina spricht
Koalition für die Rechte der Palästinenser:innen und gegen Rassismus

Constellation Of Liberation
In Berlin ansässiges, polnischsprachiges, queer-feministisches Kollektiv

Berlin Migrant Strikers
Migrantische und prekäre Selbstorganisation in der globalen Metropole

BDS Berlin
BDS Berlin ist Teil der weltweiten BDS-Bewegung, die den Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft im Jahr 2005 unterstützt.

Berlin Against Pinkwashing
Aktivist:innen, die sich gegen die Instrumentalisierung von LGBTQI*-Themen durch Israel zur Ablenkung von den Menschenrechtsverletzungen im besetzten Palästina stellen

Zitate und Statements:

“Die Überschreitung von sexuellen und geschlechtlichen Grenzen ist nur der Anfang radikaler queerer Politik. Wir sagen:  Genug mit dem kapitalistischen Konzern-CSD.  Genug mit dem Homonationalismus und dem Pinkwashing des rassistischen deutschen Staates.  Genug mit der weißen deutschen Diskursmacht in queerer Politik und Räumen in Berlin!” – eine Aktivistin vom Jüdischen Bund

“Alle unsere Kämpfe sind miteinander verknüpft. Alle und jeder Kampf gegen Faschismus, Imperialismus und Fundamentalismus, gegen den Kapitalismus, sind Teil unseres gleichen internationalistischen Kampfes für die Befreiung. Das ist der Grund, warum wir heute hier sind. Deshalb werden wir weiter über Palästina sprechen. Deshalb heißt unser Name CoLiberation – wir glauben, dass wir uns gegenseitig brauchen, um Befreiung zu erreichen. Also lasst uns uns gegenseitig befreien! Und um einen der wichtigsten Slogans der polnischen Proteste zu verwenden – du wirst niemals alleine gehen!” – ein Aktivist von Constellation of Liberation

Kontakt: iqpb@riseup.net